Arbeitsgruppen 2024
Mit dem Newsletter im April haben wir interessierte Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend eingeladen, in einer Umfrage bis zum 10.05.24 zu priorisieren, zu welchen Schwerpunktthemen sie in einer Arbeitsgruppe mitwirken wollen. 142 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Herzlichen Dank für die zahlreiche Teilnahme. Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier.
Mit sechs Arbeitsgruppen zu Schwerpunktthemen, die hoch priorisiert wurden haben wir im Juni/Juli gestartet. Hinzu kommt die AG Inklusion/Diversity (Querschnittsthema) und eine weitere AG Webportal (zur Begleitung der nächsten Entwicklungs- und Umsetzungsschritte). Neben dem ersten Kennenlernen der Teilnehmenden wurden schon vielfältige Themen und Wünsche der Teilnehmenden in den ersten Treffen gesammelt.
Hier einzelne Einblicke und erste Eindrücke:
In der AG Politische Interessensvertretung wurde beim ersten Treffen insbesondere betont, dass mehr gesellschaftliche Sichtbarkeit notwendig sei: Sichtbarkeit des Themas, aber auch der Expertise, Anliegen und Bedarfe von Betroffenen in der Öffentlichkeit, der Politik, in Forschung, therapeutischen Einrichtungen u.v.m. Wie dies erreicht werden und was aus-unserer-sicht dazu beitragen kann, wurde diskutiert und soll in den nächsten Treffen weiter konkretisiert werden.
In der AG Tatkontext Familie war das Schweigen innerhalb der Familie und die Frage zentral: Wie kann gesellschaftlich, gemeinsam aber auch persönlich Druck auf erwachsene Familienangehörige ausgeübt werden, damit Aufarbeitung geschieht? Zugleich ging es auch um persönliche Anliegen wie z.B. der Konfrontation innerhalb der Familie und um politischen Druck wie das Netzwerk hier konkret tätig werden könnte.
In der AG Diversity/Inklusion beschäftigten sich die Teilnehmenden beim ersten Treffen damit, was es dazu braucht, damit sich bei aus-unsere-sicht e.V. (mehrfach-) marginalisierte Betroffene willkommen, angesprochen und möglichst sicher fühlen können. Beiträge, Informationen und Wünsche wurden gesammelt, um bei der weiteren Gestaltung des Netzwerkes vielfältige Diskriminierungsformen mitzudenken und zu berücksichtigen.
In der AG Forschung wurden beim ersten Treffen Wünsche und Ziele der AG gesammelt sowie über partizipative Forschung diskutiert. Es wurde sehr schnell deutlich, dass es viele Themenfelder gibt, denen in der aktuellen, etablierten Forschung zu wenig oder noch gar keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Mit dem Themenfeld Forschung wurden große Hoffnungen auf Verbesserung der Situation von Betroffenen in Verbindungen gebracht. In den nächsten Treffen soll eine Sammlung der Themenfelder weiterbearbeitet und Ziele der AG konkretisiert werden.
In der AG Hilfesysteme konnten die Teilnehmenden beim ersten Treffen ihre Meinungen, Erfahrungen zu zuvor themenbezogenen Fragen: Welche Hilfesysteme sind bekannt? Welche Hürden gibt es? Welche Hilfen fehlen? Was läuft gut in den Hilfesystemen? Wie würde das perfekte Hilfesystem aussehen? via padlet verschriftlichen.
In der AG SER haben die Teilnehmenden beim ersten Treffen die Themen gesammelt und eine Priorisierung der wichtigsten Themen zum SER vorgenommen, an denen bis zum Fachtag vorrangig gearbeitet werden soll.
Das erste Treffen der AG Glaubwürdigkeitsbegutachtung hat am 2. Juli 2024 stattgefunden. Zunächst gab es einen Austausch darüber, dass mit dieser AG eine wirksame Stimme in der Öffentlichkeit etabliert werden soll. Weiter wurden vielfältige zugehörige thematische Aspekte gesammelt und andiskutiert, wie etwa die Praxis der Aussagepsychologie, "False-Memory-Syndrom" oder die Qualifikation von Gutachter*innen. Beim zweiten Treffen am 06.08.2024 wurde die Zielsetzung nochmals festgehalten, dass aus-unserer-sicht eine Interessenvertretung für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Kindheit ist, die Anstöße in die Politik geben, langfristig Einfluss nehmen und Verbesserungen herbeiführen möchte. Das heißt auch, dass die AG als Teil des Vereins auftritt und nicht als eine Gruppe von Privatpersonen. Die erarbeiteten und möglicherweise präsentierten Inhalte müssen also fundierte, belegte Aussagen treffen und so gestaltet sein, dass sie eine größere, sehr vielschichtige Gruppe von Menschen vertreten. Vor diesem Hintergrund hat sich die Gruppe die bisher zusammengetragenen Inhalte angeschaut und beschlossen kleinere Arbeitsgruppen zu bilden, die sich auf die Recherche verschiedener Kernthemen konzentrieren. Mit Hinsicht auf das bestehende Sicherheitskonzept und für einen lebendigen und flexiblen Arbeitsaustausch wurde eine geeignete Online-Plattform ausgewählt.
Organisatorisches/ Teilnahmehinweis
Geplant sind die Arbeitsgruppen ab Juni /Juli mit vier Treffen (ca. 1x monatlich 2,5 Std.). Ziel ist es, erste Gedanken, Ergebnisse und Forderungen aus den Austausch- und Arbeitsgruppen beim Fachtag am 30.11.24 zu präsentieren und bis Ende des Jahres zu veröffentlichen bzw. in bestehende politische Prozesse wie z.B. in den Fachbeirat SER einzubringen.
Digitales Schutzkonzept
Eine besondere Priorität im Netzwerk hat die Sicherheit aller Teilnehmenden. Unser Schutzkonzept mit Richtlinien für Teilnehmende und Moderation, Hinweisen zur gegenseitigen Achtsamkeit, zu Hilfe- und Beschwerdestrukturen für die digitalen Austausch- und Mitwirkungsformate finden Sie hier.
Politische Interessensvertretung
Das Netzwerk soll eine politische Interessenvertretung von und für Betroffene sein - Es soll die Lobby der Betroffenen stärken und das Thema sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend in den politischen und gesellschaftlichen Fokus rücken. Das Netzwerk soll die Anliegen von Betroffenen bündeln und sich für deren Umsetzung einsetzen. Ziel der AG soll sein, wie dies vorangebracht werden kann und welche konkreten nächsten Schritte dazu notwendig sind. Erste Gedanken dazu sollen beim Fachtag 2024 vorgestellt werden.
Diese Arbeitsgruppe wird durch Renate Bühn, Sabine Altheim und Melanie moderiert und begleitet.
Hilfesysteme
aus-unserer-sicht soll dazu beitragen, dass sich die Situation im Hilfesystem zu Gunsten der Betroffenen verändert. Wo hakt es, wo sind Lücken in der Versorgung und Unterstützung von Betroffenen? Wie können wir für mehr und qualitativ bessere psychosoziale Versorgung und Therapieangebote sorgen? Wie kann der Zugang zu Leistungen nach dem SGB erleichtert werden? Ziel dieser AG soll den bereits zu diesen u.a. Fragen in 2023 begonnenen Austausch weiterführen und erste Gedanken beim Fachtag 2024 vorgestellt werden.
Diese Arbeitsgruppe wird durch Jörg Schuh, Maria und Karla B. moderiert und begleitet.
AG Tatort Familie
Während durch Aufdeckungs- und Aufarbeitungsprozesse zunehmend Institutionen in den Blick und unter Druck geraten und sich ihrem Versagen
und aktiven Täter_innenschutz stellen müssen, muss endlich auch der Tatort, an dem Mädchen* und Jungen* in hohem Ausmaß sexualisierte Gewalt erleben, die Familie und das familiäre Umfeld, vertiefend in den Blick genommen werden. Was bedeutet das Recht auf Aufarbeitung für den Tatkontext Familie? Wie können Angehörige in die Verantwortung genommen werden? Was braucht es dazu an gesellschaftlicher Unterstützung und Haltung? Diese und andere Fragen sollen in der AG vertieft und erste Gedanken dazu beim Fachtag 2024 vorgestellt werden.
Praxis der Glaubhaftigkeitsbegutachtung
Mehrfach wurde betont, dass sich eine kontinuierliche Austauschgruppe im Netzwerk mit der Praxis der Aussagepsychologie in Glaubwürdigkeitsbegutachtungen annehmen sollte. Ziel der AG ist, diesbezüglich die Missstände aus der Praxis in den unterschiedlichen Verfahren und die öffentlichen Angriffe um die Glaubwürdigkeit Betroffener aus dem OsRG-Kontext aufzugreifen, um als Netzwerk aus-unserer-sicht faktenbasiert und gut strukturiert gegenzusteuern. Darüber hinaus sollen Ergebnisse aus der AG in politische Prozesse einfließen (z.B. über die Vertretung von aus-unserer-sicht im Fachbeirat Soziale Entschädigung) und beim Fachtag präsentiert werden.
Diese Arbeitsgruppe wird durch Beate Kriechel moderiert und begleitet.
Soziales Entschädigungsrecht (ehemals OEG)
Die Praxis im Sozialen Entschädigungsrecht (SER) soll in dieser AG im Mittelpunkt stehen, um Missstände aufzuzeigen und für Betroffene das Antragsverfahren zu verbessern. Z.B. sollte das gesamte Verfahren beim SER für Betroffene kostenfrei sein, da gerade bei Ablehnungsbescheiden für viele Antragsteller*innen ein Widerspruchsverfahren mit rechtlicher Unterstützung sonst nicht leistbar ist. Darüber hinaus sollen Ergebnisse aus der AG in politische Prozesse einfließen (z.B. über die Vertretung von aus-unserer-sicht im Fachbeirat Soziale Entschädigung) und beim Fachtag präsentiert werden.
Die AG ist ausdrücklich nicht dazu da, um persönliche Anträge zu besprechen.
AG Forschung
Interdisziplinäre Partizipative Forschung sollte vorangebracht werden, bei der Betroffene aus verschiedenen Tatkontexten im gesamten Forschungsprozess Mitforschende auf Augenhöhe sind, die mitentscheiden und mitgestalten können. Mehr Forschung im Bereich OsRG und von Betroffenen gesetzten Themenschwerpunkten.
Ziel der AG ist es, einen Austausch für Betroffene zu schaffen, die bereits in Forschungs- bzw. Aufarbeitungsprozessen eingebunden sind, bzw. Module zur Qualifizierung/ zum Empowerment dazu zu entwickeln.
AG Inklusion/Diversity
aus-unserer-sicht hat den Anspruch der Partizipation aller Betroffener, die in Kindheit und Jugend sexualisierter Gewalt erlebt haben und die Ziele des Netzwerks teilen. Dafür müssen insbesondere barrierearme und, wo das gelingt, barrierefreie Zugänge geschaffen und die systematische Benachteiligung von Menschen (Rassismus, Queerfeindlichkeit, u. a.) vermieden werden. Wie kann es gelingen möglichst alle Menschen unter Berücksichtigung ihrer Teilnahmevoraussetzungen zu erreichen? Wie können Menschen mit ihren Unterstützungsbedarfen alle Prozesse partizipativ mitgestalten, die sie mitgestalten wollen. Ziel der AG ist, diese und andere Fragen zu konkretisieren und auf das Netzwerk zugeschnittene Angebote und Formate zu entwickeln.
Diese Arbeitsgruppe wird durch Larissa Bischoff und Nour Chamas moderiert und begleitet.
AG Webportal
Interessierte Betroffene mit Expertise für eine AG Webportal gesucht!
Der Beteiligungsprozess von aus-unserer-sicht 2023 hat deutlich gezeigt, dass sich viele Betroffene ein bundesweites Webportal als digitale Informations- und Vernetzungsplattform wünschen und diese zur Vernetzung dringend notwendig ist. Das Webportal soll dabei Brücken bauen, Lücken schließen und neue Wege eröffnen. Ab Juni 2024 planen wir dazu die nächsten konkreten Umsetzungsschritte. Damit das Webportal tatsächlich die Bedürfnisse und Bedarfe von uns Betroffenen abbildet, möchten wir eine feste Arbeitsgruppe „Webportal“ gründen. Die AG soll dabei den Umsetzungs- und Entwicklungsprozess des Webportals in enger Anbindung an Mitarbeitende von aus-unserer-sicht und der Agentur begleiten und durch konkrete Zuarbeit unterstützen. Weitere Informationen finden Sie hier.