Egal, wie, wo und wann die Gewalt stattgefunden hat,
jede*r hat das Recht adäquate Unterstützung zu erhalten.“
- Zitat Anonym aus den Fragebögen im Rahmen des Beteiligungsprozesses
Mitte Februar traf sich das Auswahlgremium in Berlin, um die bis zum 15. Februar 2023 eingegangenen 223 Interessensbekundungen an den Austauschgruppen zu sichten. Da weit mehr Interessensbekundungen für eine Teilnahme an den Austauschgruppen vorlagen, mussten wir eine Auswahl treffen. Da uns die Beteiligung von so vielen betroffenen Menschen wie möglich sehr wichtig ist, haben wir dabei die Anzahl der Austauschgruppen und die Teilnehmendenzahl in den Gruppen so weit wie möglich erhöht.
Nach einem intensiven Abstimmungsprozess stand dann am Ende fest: Von Ende März bis Ende Juni 2023 sollen 15 Austauschgruppen zu verschiedenen Themenschwerpunkten stattfinden. Jede Gruppe hat maximal 11-12 Teilnehmende. Die Teilnahme wird vergütet.
Ziel der Austauschgruppen ist die Vertiefung und Konkretisierung von Ideen und Bedarfen, die in den Konzeptentwurf für das Netzwerk einfließen sollen.
Die Themenschwerpunkte der 14 digitalen online-Treffen sind politische Interessensvertretung, Aktivismus, Prävention, Aufarbeitung und Erinnerungskultur, regionale Strukturen und Vernetzung, Haltung, allgemeiner Austausch von Betroffenen, Öffentlichkeitsarbeit, ältere und alte Menschen, Strukturelles rund um das Netzwerk, Folgen der Gewalt und Bewältigungsstrategien, Selbsthilfe und Vernetzung, Hilfesystem, Jugendliche ab 16 Jahren und junge Menschen.
Um dem vielfach geäußerten Wunsch nach einem Präsenztreffen nachzugehen und auch um Menschen mit besonderen Bedarfen eine Teilnahme zu ermöglichen, findet eine Gruppe in Präsenz in Berlin statt. Die Austauschgruppe wird in Deutscher Gebärdensprache gedolmetscht und ist für hörende und gehörlose/taube Teilnehmende. Die Austauschgruppe lebt von den Themen die jede* r Einzelne mitbringt.
„Das Netzwerk soll Lobbyarbeit leisten, um eine Verbesserung des Umgangs mit Betroffenen sexualisierter Gewalt insbesondere bei Strafverfahren, vor Familiengerichten bei Scheidungsverfahren und vor Strafgerichten zu bewirken.“
- Zitat Anonym aus den Fragebögen im Rahmen des Beteiligungsprozesses
Bisher sind 300 Fragebögen eingegangen. Wir freuen uns über jeden einzelnen wertvollen Gedanken und jede entwickelte Idee – diese fließen in die Planung des Netzwerks ‚aus-unserer-sicht‘ ein! Noch bis zum 30. Juni 2023 können interessierte Betroffene sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend über den online-Fragebogen weitere Ideen und Anregungen einbringen und so an der Gestaltung des Netzwerkes mitwirken.
Seit dem 11. Januar 2023 ist der Fragebogen zum Aufruf zur Beteiligung an der Planungsphase nun online. Bisher haben wir schon 200 ausgefüllte Fragebögen erhalten. Davon haben 160 ihr Interesse an den Austauschgruppen bekundet. Wir sind begeistert über die vielen wertvollen Rückmeldungen/ Ideen und Zitate, die wir erhalten haben.
Wir werden die Zitate regelmäßig über unsere social media Kanäle, sowie hier veröffentlichen. Wir behalten uns vor einzelne Zitate auf Grund der Länge sinngemäß zu kürzen.
"Allein fühle ich mich immer noch oft voller Scham und Angst. Aber wenn ich mit anderen Betroffenen in Kontakt komme, spüre ich eine ganz besondere Kraft.
Ich fände es wunderbar, wenn mit diesem Netzwerk ein "Kraftort" entstehen könnte."
(anonym)
Herzlichen Dank an alle, die sich bereits beteiligt haben. Wir freuen uns auf weitere Rückmeldungen und möchten diejenigen, die noch zögerlich sind ermutigen den Fragebogen auszufüllen.
Noch bis zum 15. Februar 2023 besteht die Möglichkeit Rückmeldung mit Interessensbekundung zur Teilnahme an den Austauschgruppen zu geben. Weitere Rückmeldungen aus dem Fragebogen fließen noch bis zum 30. Juni 2023 in die Konzepterstellung des Netzwerks ein.
Am 20. Januar 2023 traf sich die Kerngruppe zum ersten Mal mit den drei weiteren Mitgliedern des Auswahlgremiums zum Austausch in einem Online-Meeting. Mehr zu den Kurzprofilen und dem erweiterten Kreis der Mitglieder des Auswahlgremiums unter „Wer sind wir?“.
Am 16. & 17. Februar 2023 wird sich das Auswahlgremium persönlich in Berlin treffen um gemeinsam die Auswahl für die Austauschgruppen zu treffen.
Wir wünschen allen eine gute Zeit bis zum nächsten Newsletter
Die Kerngruppe aus-unserer-sicht
Pressemitteilung Kiel, 10.01.2023:
Mit Freischaltung eines Fragebogens startet am 11. Januar 2023 der Beteiligungsprozess zur Gründung des bundesweiten Netzwerkes „aus-unserer-sicht“. Das Netzwerk ist gedacht als eine Plattform und öffentliche Stimme von und für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend. Gefördert wird die Aufbauphase des Netzwerkes durch das Amt der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des Sexuellen Kindesmissbrauch (UBSKM).
Ich habe Überlebt! Nein, Memeli hat Überlebt! Während ich diese Sätze hier niederschreibe, wird mir klar, dass die Wahrheit meines Lebens endlich einen Wendepunkt darstellt. Es ist eine sehr schmerzhafte Herausforderung, der ich mich gestellt habe. Ein Kampf, der mich bis an die Grenzen meines Verstandes bringen wird. Ich werde hier und heute anfangen, mein Kampf ums Überleben zu kämpfen. Bei meinem Niederschreiben ist mein zweites ich immer dabei. Die kleine Memeli gibt mir die Wahrheit meiner Vergangenheit wieder. Es fließt aus mir heraus, die Wahrheit und so fange ich an. Ich Memeli und Memeli ich! Wir… nein ich wurde von Kindesbeinen an Misshandelt und Missbraucht. Und ja, Opfer haben ein Gesicht, so wie meines.
Das Leben Es fühlt sich an, als ob man zwischen zwei Menschen steht und sie sprechen durch dich hindurch. Sie hören, sie sehen dich nicht. Wie wenn der Wind weht, aber deine Haare bewegen sich nicht. Wie wenn die Sonne scheint aber du spürst nicht die Wärme kannst das Licht nicht sehen. Wie wenn ein Lied spielt aber du fühlst den Rhythmus nicht, erkennst keine Melodie. Du bist zwischen den Welten gefangen Leben kannst du nicht und gehen darfst du nicht.
Das Wegsehen muss ein Ende haben! Es sind unsere Kinder, die genau jetzt im Moment das erleben, was ich und andere Betroffene erlebt haben. Es passiert zu jeder Tages- und Nachtzeit, es passiert mindestens zwei Kindern pro Schulklasse, es passiert in jeder Gesellschaftsschicht, es ist der Arzt, der sich so empathisch zeigt, es ist die Frau, die den Blumenladen führt. Und es darf kein Tabu sein das auszusprechen, denn wir haben nichts getan, als Kinder zu sein. Schutzbedürftig und kein Freiwild. Und niemand von uns hat das gewollt oder provoziert. Niemals!